Demokratie im BDP: Als Delegierte/r mitten in der Berufspolitik!

In der zweiten Jahreshälfte stehen sie wieder an, die Mitgliederversammlungen in den Sektionen und Landesgruppen, auf deren Tagesordnungen auch der TOP „Wahlen von Delegierten und Ersatzdelegierten“ verzeichnet ist. Denn alle drei Jahre ist Wahlzeit für die Delegiertenkonferenz – und die nächste Legislaturperiode beginnt am 1. Januar 2023, so dass landauf landab Kolleginnen und Kollegen gesucht werden, die im „höchsten Organ“ des BDP drei Jahre lang die Verbandspolitik maßgeblich mitgestalten wollen.

Die Delegiertenkonferenz des BDP: Was ist das überhaupt?

„Die Delegiertenkonferenz“ ist, vereinfacht gesagt, der Bundestag des BDP, oder anders ausgedrückt: Die Delegiertenkonferenz ist seine Legislative. Hier werden Beschlüsse gefasst, die Delegiertenkonferenz (DK) bestimmt „die Leitlinien der Verbandsarbeit“, wie es in der Satzung heißt, sie beschließt den Haushalt, sie wählt den Verbandsvorstand (in der Sprache der Gewaltenteilung: die Exekutive), sie benennt die Mitglieder des Ehrengerichts (der Judikative) und sie wählt den DK-Vorstand.

Mitglieder der Delegiertenkonferenz sind die Delegierten, die von Sektionen und Landesgruppen gewählt werden (jeweils 40), der Verbandsvorstand (drei) und drei Mitglieder der Studierenden im BDP (BDP-S), von denen zwei Stimmrecht haben.

Und zweimal im Jahr kommen die Mitglieder der Delegiertenkonferenz zu einer ordentlichen Delegiertenkonferenz zusammen. Es handelt sich jeweils um ein Wochenende, an dem zuvor eingereichte Anträge diskutiert, angenommen oder abgelehnt, Berichte entgegengenommen und auch interne Angelegenheiten des Verbandes behandelt werden.

Delegierte/r im BDP: Was kommt auf mich zu?

Nach der Wahl in der Untergliederung heißt es irgendwann „Sechs-Wochen-Versand“, nämlich sechs Wochen vor der ersten Delegiertenkonferenz, und der enthält einen Schwung an Beschlussanträgen, die in Untergliederungen und anderen Gremien des Verbandes entstanden sind. Nun gibt es Möglichkeiten, sei es in der eigenen Untergliederung oder auf Einladung des DK-Vorstandes, mit Kolleginnen und Kollegen diese Anträge zu sichten und die Anliegen und vorgeschlagenen Aktionen zu diskutieren. Das kann aufwendig sein, wenn nahezu 30 Anträge eingereicht wurden. Mit diesem Wust an Themen wird jedoch niemand alleingelassen. So vielfältig wie die Anträge sind auch die Kreise der Aktiven im Verband, die ihre Erfahrungen und Hintergrundinformationen gerne mit interessierten Kolleginnen und Kollegen teilen und für alle Fragen zur Verfügung stehen.

Im Verlauf der Zeit bis zur DK können Anträge überarbeitet, mit Änderungsanträgen versehen oder auch wieder zurückgezogen werden. Genauso wie es Diskussionsangebote gibt, haben alle Delegierten die Möglichkeit, sich an Einführungsabenden über die „Spielregeln“ der DK-Sitzung zu informieren oder im Falle von virtuellen DKs in die Technik einführen zu lassen.

Präsenz-DKs finden einmal im Jahr in Berlin statt (in der Regel im Herbst), und einmal an einem zentralen Ort, der für viele gut zu erreichen ist. Und wenn schon viele Aktive an einem Ort zusammenkommen, dann wird gleich die Gelegenheit für formelle und viele informelle Begegnungen genutzt. Wer neu dazukommt, wird auf Wunsch rasch „dazugeholt“ und „mitgenommen“ an Kaffeetischen, in Essenspausen und beim Abendplausch an der Bar.

Und von Samstag, 15.00 Uhr, bis Sonntag, 15.00 Uhr (im Virtuellen wird der Samstag auch schon mal komplett belegt) wird auf der DK diskutiert und beschlossen. Das Geschehen auf der DK folgt bestimmten Regeln von Satzung und Geschäftsordnung, der Ablauf der Befassung ist stets derselbe, sollte es zum Vorgehen spontane Fragen geben, so wäre der BDP-Justiziar sofort zur Stelle: Der Antrag wird aufgerufen, Vertreterinnen und/oder Vertreter des antragstellenden Gremiums stellen den Antrag und die Hintergründe vor. Gemäß einer Redeliste werden Wortbeiträge zum Antrag geliefert, bevor nach einem Abschlussplädoyer der Antragstellenden die Abstimmung erfolgt. Und weiter geht es in der Tagesordnung mit dem nächsten Antrag.

Wenn die Redeliste schnell anwächst oder die Wortbeiträge im Vergleich zur Redezeit wenige neue Aspekte bescheren, dann regelt die DK ihre Gesprächsführung von ganz allein: Mit Anträgen zur Geschäftsordnung (GO) können Redezeiten begrenzt, Redelisten geschlossen oder auch die sofortige Abstimmung gefordert werden.

Wer Lust verspürt auf mehr Mitwirkung, für den ist die Delegiertenkonferenz ein gutes Sprungbrett: Sie hat einige Ausschüsse, die regelmäßig zu besetzen sind, es gibt Wahlämter in Vorstand und DK-Vorstand. Die Delegiertenkonferenz liefert Einblicke in Themen und Strukturen des Verbandes, sie ermöglicht ein (in vielfacher Hinsicht) ergiebiges Netzwerk und einen weiten Blick über den Tellerrand des eigenen beruflichen Aufgabengebietes hinaus.

Delegierte/r im BDP: Was haben Sie davon?

Delegierte dürfen auf der DK Anträge stellen. Meistens sind Untergliederungen, Verbands- oder DK-Vorstand Antragsteller, aber etliche Arten von Anträgen können von einzelnen Delegierten gestellt werden. Nicht selten liegen in solchen Fällen nur wenige Wochen zwischen der Idee und dem Beschluss auf der DK – ein tolles Gefühl von Selbstwirksamkeit! Dass man nebenbei übt, Anträge zu formulieren und diese vor einer größeren Zuhörerschaft vorzutragen, kann auch beruflich von Nutzen sein.

Auch der Weg zu (anderen) Entscheidungsträgern ist kurz, so dass Anregungen und Rückmeldungen aus der Mitgliederperspektive sehr direkt weitergeleitet werden können.

Kurz: Als Delegierte/r haben Sie die Möglichkeit, aktiv die Zukunft unseres Berufsstands mitzugestalten.

Zu diesem Zwecke werden Sie mit zusätzlichen Informationen versorgt und eingeladen, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Regionen und Arbeitsfeldern auszutauschen. Auch diese Begegnungen können von großem Nutzen für eigene Themen und Fragestellungen sein. In jedem Falle erweitern Sie den eigenen Horizont.

Und ja: Als Delegierte bestimmen Sie mit, wofür Ihre Mitgliedsbeiträge eingesetzt werden. Ganz einfach!

Delegierte im BDP: Das hat der BDP davon

Es ist nicht die bloße Aufgabe von Delegierten, Anträge zu lesen und abzustimmen. Ihre im besten Sinne „vitale“ Rolle für den BDP leitet sich auch daraus ab, dass die Vielfalt psychologischer Arbeitsfelder idealerweise durch eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen in der Delegiertenkonferenz abgebildet wird. Je größer die Vielfalt an dieser Stelle, desto besser können wir die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen aufgreifen, desto zielsicherer können wir den Service gestalten und die Interessenvertretung ausrichten.

Delegierte sind Bindeglied zwischen Mitgliedern, Verbandsvorstand und anderen Gremien des Verbandes. Wenn ein Mitglied ein Anliegen skizziert, sorgen Delegierte dafür, dass das Anliegen weitergetragen, besprochen und ggf. mit Aktionen versehen wird. Delegierte geben dem Verband in der Fläche ein Gesicht und machen den BDP greifbar.

Der BDP ist der einzige Berufsverband, der die Interessen von Psychologinnen und Psychologen aus allen Tätigkeitsfeldern vertritt. Das ist auch ein Versprechen an die Kolleginnen und Kollegen. Der DK-Vorstand lädt Sie ein, als Delegierte/r zu einer lebendigen Demokratie im BDP beizutragen.

Text mit freundlicher Genehmigung von Thordis Bethlehem
Stellvertretende Vorsitzende der Delegiertenkonferenz
Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg